Statt großem Bahnhof in Planica kleine Feier im Skimuseum in der Audi Arena
Auszeichnung für Karl Geiger als Weltcup-Zweitem und das gesamte deutsche Springerteam für Platz 1 in der Nationenwertung
Ein bisschen sind die großen Erfolge der deutschen Skispringer untergegangen, nachdem die Saison 2019/20 wegen Corona in Trondheim so abrupt beendet worden war. Neben dem zweiten Rang in der Gesamtwertung für den WM-Botschafter Karl Geiger (SC Oberstdorf) war zudem das gesamte Team spitzenmäßig: Platz 1 in der Nationenwertung vor Österreich bedeutete die große Weltcup-Kugel für die DSV-Mannschaft als bestes Team der Welt. Die Ehrung erfolgte jedoch in diesem Jahr nicht wie üblich zum Saisonabschluss mit großem Bahnhof in Planica, sondern im kleinen Rahmen im Skimuseum an der Skisprungschanze in Oberstdorf, wo die Nationalmannschaft derzeit auf Lehrgang weilt.
Gefreut hat sich das Team um Trainer Stefan Horngacher über die späte Ehrung nach der so plötzlich abgebrochenen Saison dennoch. Sven Hannawald war eigens nach Oberstdorf gekommen, um die Kristallkugel der FIS zu überreichen. Hannawald hatte 2002 ebenfalls den Nationencup gewonnen und nach dem Grand Slam bei der Vierschanzentournee auch den zweiten Platz in der Gesamtwertung erreicht.
Horst Hüttel, Sportdirketor nordisch im DSV, ließ noch einmal die vergangene, aus deutscher Sicht so spannende Saison Revue passieren. Zum dritten Mal in 40 Jahren nach 2002 und 2015 (mit Severin Freund) hatte sich die deutsche Mannschaft den Nationencup geholt, leider aufgrund der Corona-Pandemie unter Ausschluss und nahezu ohne Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.
Karl Geiger, der eigentlich damit gerechnet hatte, seine Auszeichnung „per Post“ zu erhalten, erinnerte sich gern erneut an die zurückliegende Saison. „Platz 2 bedeutet für mich, dass ich in extrem guter Form und wirklich in jeden Wettkampf stabil war“, so der Oberstdorfer. Gefeiert werde jetzt allerdings nicht mehr, denn der Blick sei nach vorn gerichtet. Das Ziel des Weltcup-Zweiten ist, an die Leistung aus dem vergangenen Jahr anzuknüpfen, noch stabiler zu werden und das Niveau noch einmal anzuheben. „Ich hatte sehr viele sehr gute Wettkämpfe, aber auch ein paar, wo ich mich schwergetan habe“, meinte Geiger selbstkritisch.
Mit der nachzuholenden Skiflug-WM in Planica Anfang Dezember, der Vierschanzentournee und der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf liegt eine Saison mit vielen Highlights vor den Springern. Geiger gibt sich zuversichtlich. „Wir sind gut aufgestellt. Vor allem bei der Heim-WM wollen wir mit breiter Brust auftreten und zeigen, dass wir in Topform sind und gute Leistungen bringen können“, verspricht der 27-Jährige.
Trainer Stefan Horngacher geht mit ähnlicher Zuversicht in die neue Saison. Es gebe Selbstvertrauen, wenn man im ersten Jahr als Trainer gleich die Nationenwertung gewinne. „Das Gesamtgefüge stimmt einfach“, meinte der im Schwarzwald lebende Österreicher, der im letzten Jahr den Erfolgstrainer Werner Schuster abgelöst hatte. In der anstehenden Saison mit dem ambitionierten Wettkampfkalender und vielen Höhepunkten stehe die Heim-WM über allem. „Vor allem nach den Erfolgen in Seefeld werden wir versuchen, in Oberstdorf die beste Performance abzuliefern“, verspricht der neue Coach.