Ein hauchdünner Vorsprung für Katharina Althaus
Oberstdorferin wird zum fünften Mal in ihrer Karriere Deutsche Meisterin
Es war so knapp: Mit dem Hauch von 0,5 Punkten setzte sich Katharina Althaus bei der Deutschen Meisterschaft im Skispringen gegen ihre hartnäckigste Konkurrentin Juliane Seyfarth (TSG Ruhla ) durch. Damit holte die Oberstdorferin auf der Normalschanze in Oberstdorf zum nunmehr fünften Mal den deutschen Meistertitel. Silber gab es für Vorjahressiegerin Juliane Seyfarth . Agnes Reisch (TSV Isny) stand als Dritte auf dem Podest.
Seyfarth und Althaus lieferten sich einen äußerst spannenden Wettkampf. Nach dem ersten Durchgang lag die 30-Jährige aus Thüringen mit einem Sprung auf 100,0 m vorn. Die Oberstdorferin war nur auf 96,5 m gekommen. In Finaldurchgang wurden die Rollen getauscht: 100,0 m für die 24-Jährige Oberstdorferin, während Seyfarth bei 97,5 m landete. Am Ende entschieden die Haltungsnoten zugunsten der Lokalmatadorin, die sich mit 237,0 Punkten vor Seyfarth (236,5 Punkte) den Titel schnappte.
In diesen engen Wettkampf konnte Agnes Reisch nicht eingreifen. Sie knackte zwar mit ihrem ersten Sprung ebenfalls die 100-Meter- Marke. Mit zwei Luken mehr Anlauf erhielt sie einen entsprechenden Punkteabzug . Beim zweiten Sprung langte ihr dann nur für eine Weite von 94,5 m, eine Leistung, die der 21-Jährige aus Missen-Wilhams mit 219,2 Punkten zum 3. Platz reichte.
Bei den Juniorinnen gingen Gold und Silber nach Sachsen an Selina Freitag (SG Nickelhütte Aue) und Jenny Nowak (SC Sohland). Bronze holte Michelle Göbel vom SC Willigen. Selina Freitag hatte sich zwar mehr versprochen im Wettkampf der „älteren Damen“, wie sie anschließend schmunzelnd meinte. Mit Weiten von 90,5 m und 89,5 m und insgesamt 193,2 Punkten lag sie in der Wertung der Juniorinnen jedoch souverän vor Landsfrau Jenny Nowak, die 92,5m und 93,0 m weit sprang (176,4 Punkte). Ein doppelter Grund zum Feiern für die 18-jährige Kombiniererin Nowak, in deren Disziplin erstmals eine nationale Meisterschaft ausgetragen wurde. Weil die Laufbewerbe erst für den Folgetag vorgesehen sind, starteten die Kombiniererinnen auch im Spezialsprung. Mit ihrem Wertungssprung für die am Samstag stattfindende Kombination hat sie sich eine hervorragende Ausgangsposition verschaftt. Auf dem Rollerski-Kurs wird sie nur 20 Sekunden nach Svenja Würth ( SV Baiersbronn) starten.
Ein großes Lob hatte der Nationaltrainer der Skispringerinnen, Andreas Bauer, für die Organisatoren von der Skisport- und Veranstaltungs GmbH, vom Skiclub Oberstdorf und dem deutschen Skiverband. So konsequent und erfolgreich wie in Oberstdorf das Hygiene-und Sicherheitskonzept durchgezogen worden sei, habe die Deutsche Meisterschaft Signalwirkung für Vierschanzentournee und Ski-Weltmeisterschaft. „Hier läuft es von den Standards her mindestens so sicher wie beim Fußball, wenn nicht besser“, so das Urteil des Bundestrainers.
Stimmen:
Katharina Althaus (Skiclub Oberstdorf ). 1. Platz:
„Es ist ein bisschen schade, dass keine Zuschauer dabei sind. Aber es war wieder ein schöner Wettkampf und ich freue mich über meinen fünften Titel .Es gibt zwar ein paar Schräubchen, an denen ich noch drehen muss, wo ich noch Luft nach oben habe. Aber ich freu mich, wenn die Wintersaison jetzt endlich losgeht. Dieser Winter wird sicher schon etwas speziell , ich hoffe trotzdem , dass ich meine Leistung abrufen kann und wir den ein oder anderen Wettkampf mit ein paar mehr Zuschauern erleben. Auf die Heim-WM freue ich mich riesig,. Es hat nicht jeder die Chance, bei einer WM in dem Ort dabei zu sein, wo er groß geworden ist.“
Juliane Seyfarth (TSG Ruhla) 2. Platz:
„Ich glaube, wir haben alle das Beste draus gemacht. Klar war es ein bisschen ungewohnt, so ganz ohne Zuschauer, Wir hoffen nun, dass wir im Winter auch ein paar Wettkämpfe haben. Von der Organisation her allen Respekt denjenigen gegenüber, die das hier ausrichten dürfen bzw müssen. Dies war nun der erste Wettkampf, und ich denke, dass Katha und ich auch international gut mithalten können. Aber was die Leistung hier letztendlich wert ist, sehen wir beim ersten Winter-Wettbewerb in Lillehammer.“
Selina Freitag (SG Nickelhütte Aue), 1. Platz Juniorinnen:
„ Ich bin zufrieden mit meiner Leistung. Klar hätte ich gern eine bessere Position bei den älteren Damen gewünscht. Aber der Titel bei den Junioren ist ja auch nicht ganz schlecht“.
Andreas Bauer, Bundestrainer der Skispringerinnen:
„Zwischen Katharina Althaus und Juliane Seyfarth war es eine megaknappe Entscheidung, so dass es eigentlich beide verdient hätten. So ist es im Sport. Die Katha hat vor zwei Jahren in Seefeld die Goldmedaille um einen halben Punkt verpasst. So gleicht sich alles irgendwie wieder aus. Ein ganz großes Kompliment an die SVG, den SCO und DSV , so wie die die Veranstaltung mit Sicherheits- und Hygienekonzept durchgezogen haben, war ein voller Erfolg, sehr konsequent. Diese Deutsche Meisterschaft hat Signalwirkung für die Vierschanzentournee und die WM. Es lief hier von den Standards mindestens so sicher wie beim Fussball , wenn nicht besser.“
Dr. Franz Steinle, Präsident des Deutschen Skiverbandes:
"Wir sind froh, dass wir den Wettkampf überhaupt durchführen können, natürlich wäre es schöner mit Zuschauern. Es war ein toller Wettbewerb auf hohen Niveau, sowohl bei den Männern wie bei den Frauen. Die Saisonvorbereitung bei den Nordischen ist im Gegensatz zu den Alpinen gut verlaufen, die haben ja die Mattenschanzen und Rollerskibahnen. Wir müssen derzeit von Tag zu Tag denken, die Infektionszahlen steigen ja gerade akut. Niemand kann sagen, wie sich die Dinge gestalten in diesem Winter. Wir haben deutschlandweit 33 Weltcuptage , die wir hoffentlich ebenso wie die Nordischen Ski Weltmeisterschaften in gewohntem Umfang durchführen können, was die sportliche Seite anbelangt. Was die Zuschauerseite und das Drumherum anbelangt, da wird es Einschränkungen geben. Mit Zuschauern ist jede Veranstaltung attraktiver und der Stimmung zuträglich, aber notfalls müssen wir auch ohne Zuschauer rechnen. Das ist in jedem Fall besser als gar keine Wettkämpfe.